Martin Schäfer zeigt in einem Video wie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen klar und wertschätzend geführt werden; auch im Handwerk. Soft on people. Hard on facts.
Schau rein ...
https://vimeo.com/729890247
von Peter Grohme
Aus nahezu allen Landeskirchen der EKD kamen die Delegierten ins Berufsbildungs- und
Technologiezentrum Rohr-Kloster in Südthüringen, um unter einer strikten 2GPlus zu tagen. Dabei
stand das Thema „Handwerk regional und vor Ort in Südthüringen“ im Mittelpunkt: Die dreißig
Teilnehmenden gingen im Rahmen der dreitägigen Tagung den Fragen nach, welchen konkreten
Herausforderungen sich das Handwerk vor Ort stellen muss und was die Zusammenarbeit von
Handwerk und Kirche hier in der Region ausmacht.
Bilder: Peter Grohme
Nach über 30 Jahren wurde Dieter Lomb am 22.05.2020 aus dem kirchlichen Dienst in den Ruhestand verabschiedet. Nach Anfängen in der Männerarbeit der Landeskirche war er lange Jahre für die Handwerksarbeit im Referat Wirtschaft - Arbeit - Soziales verantwortlich. Wir dokumentieren die Ansprache von Referatsleiterin Pfarrerin Nicole Beckmann. Grundlage ihrer Besinnung war der Handwerker-Choral.
Dieter Lomb (Mitte, mit Ehefrau Astrid Lomb-Thies) wurde von den Mitarbeiter*innen des Referates Wirtschaft -Arbeit-Soziales im Rahmen einer Andacht im Haus der Kirche verabschiedet. (Foto: Karl-Günter Balzer)
Besinnung zum „Handwerker-Choral“
(auf Melodie EG 302 „Du meine Seele singe“)
Das Handwerk kommt zu Ehren
in einem Gotteshaus.
Die Nähe zwischen Menschen
macht die Gemeinde aus.
Wenn wir das Handwerk ehren,
dann muss es so geschehn,
dass wir die Hände falten
und auf zum Himmel sehn.
Gott hat die Welt geschaffen
und sie uns anvertraut,
als größter Handwerksmeister
hat er sie hingebaut.
Er schuf nicht nur die Erde,
er leitet uns auch an,
wie jeder seinem Nächsten
ganz praktisch helfen kann.
Die alten Handwerkszeichen
sind immer dort zu sehn,
wo noch die Handwerksmeister
für ihre Arbeit stehn.
Manch Innungsfahnen zeigen
im Spruch und auch im Bild,
der Segen Gottes gilt.
Die einzelnen Gewerke
sind heut im Haus des Herrn.
Sie singen und sie beten,
und keiner bleibe fern!
Das Handwerk der Gemeinde
stellt sich zum Dienst bereit:
Zeigt, dass ihr nicht nur Schöpfer,
Liebe Eheleute Lomb, liebe Andachtsgemeinde,
Fast vierzig Jahre dauert nun Ihr beruflicher Lebensweg. In Ihrer Andacht, die Sie quasi als Semikolon in unserer Dienstbesprechung in der vergangenen Woche gehalten haben, haben Sie sich mit uns an Ihre Anfänge in der Männerarbeit erinnert. Manches hat mich an die Zeilen des Handwerker-Chorals erinnert. In unseren Gottesdiensten, die wir landauf, landab gemeinsam mit Handwerkern gestalten, wird er häufig gesungen. Und in jeder Strophe habe ich eine Zeile gefunden, die für Ihre Arbeit stehen kann:
1. Die Nähe zwischen Menschen macht die Gemeinde aus.
Unsere Arbeit in allen Referaten dieses Hauses will ein Dienst sein. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einer Dienstleistung und einem Dienst leisten. Der Dienst, dem wir uns verpflichtet sehen, der Dienst, den Sie bald 40 Jahre geleistet haben, ist ein Dienst am Nächsten. Manchmal wird gefragt: Wofür braucht es euch? Welchen Beitrag leistet Kirche für das Zusammenleben der Menschen? Darauf antworten wir: Wir sind Nähe-Experten. Wir stellen Orte und Situationen her, in denen Menschen einander begegnen können.
2. Jeder kann seinem Nächsten ganz praktisch helfen. Es ist eine der zentralen Einsichten der Reformation, dass Rechtfertigung aus Glauben allein geschieht. Das hört sich erstmal an, als würde ich das jetzt einfach aufsagen. Aber diese Beschreibung ist das Grunddatum der Freiheit. Nämlich der Freiheit zur Nächstenliebe. In Ihrer persönlichen und ihrer beruflichen Biografie hat das oft eine große Rolle gespielt. Praktische Hilfe, das war für Sie: Das Kirchenburgen-Projekt in Siebenbürgen, Das ist auch der Ausbildungsverbund Rhöner Lebensmittel.
3. Für der Hände Arbeit gilt der Segen Gottes.
Wo wir schon gerade bei der Reformation sind: Luthers Gedanken zur Arbeit sind bis heute prägend für die Evangelische Sozialethik. Die schöpferischen Fähigkeiten von Menschen drücken sich im Bedürfnis aus, produktiv zu sein. Eine Kollegin aus unserem Referat hat das genannt: die Erfahrung, dass ich wirksam bin. Und ich glaube, dass Sie, lieber Herr Lomb, das im Herzen tragen, wenn Sie an die vielen jungen Leute denken, die Sie in deren ersten Ausbildungs- und Berufsjahren begleitet haben. Gute Arbeit und gute Ausbildung, gute Bildung insgesamt befähigen Menschen zur Wirksamkeit. Und kirchlich gesprochen ist uns das ein zentrales Anliegen: Denn darin erleben wir unsere Geschöpflichkeit.
4. Zeigt, dass ihr nicht nur Schöpfer, sondern Geschöpfe seid!
In der letzten Strophe des Chorals kommt eine Erinnerung und eine Aufforderung. Zeigen, dass man Geschöpf ist. Wir alle machen gerade die Erfahrung, dass es letztlich unverfügbar ist, ob unsere Pläne aufgehen. Wir sind in unserem Leben und Weben auf einen Anderen verwiesen. Wenn wir uns mächtig auf die Schulter klopfen, tun wir das im Wissen „alles ist an Gottes Segen“. Ohne ihn ist nichts.
Und es ist in diesem Zusammenhang ein Segen, dass wir mindestens im Rahmen unserer Hausandacht für Sie um Gottes gutes Geleit und seinen Segen bitten können. Wenngleich eine andere Form an einem anderen Ort mindestens ebenso angemessen gewesen wäre.
38 Jahre Arbeit. Auf Ihrer Arbeit, Herr Lomb, hat Gottes Segen geruht. Oft offensichtlich. Manchmal vielleicht im Verborgenen. Gott hat Sie und alle, die Ihnen anvertraut waren, behütet. Nun gehen Sie mit Ihrer Frau einen neuen Weg. Auch darin sollen Sie behütet sein. Ihre Arbeit, Sie als Mensch, als Kollege und als Gottes geliebtes Kind werden weiter in unseren Gedanken und in Unserem Dank wirksam bleiben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der leite und bewahre uns. Amen
Die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg und die Fachstelle Handwerk und Kirche der EKKW verbindet eine langjährige Tradition des Austausches:
Es ist kein Geheimnis, dass in der evangelischen Kirche Sparmaßnahmen anstehen. Mittelkürzungen und Stelleneinsparungen werden auf dem
Land zuerst durch den Zusammenschluss von Gemeinden sichtbar. Die Rechnung an
sich ist ganz einfach. Weniger Nachfrage bedeutet irgendwann auch weniger Pfarrstellen.
Für die Fachstelle Handwerk & Kirche gilt dasselbe Prinzip. Aber die gute Nachricht vorweg. Die Stelle für die Handwerkerarbeit in unserer Landeskirche bleibt in der Summe erhalten. Das ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung des Handwerkes durch alle Hierarchieebenen hindurch.
Seit über 30 Jahren wurde die Fachstelle Handwerk von einem Mitarbeiter, seit 1994 von Dieter Lomb, hauptamtlich ausgefüllt. Dieter Lomb hat nun nach seiner Regelarbeitszeit für 2
Jahre bis 2020 eine halbe Stelle für Projektarbeit und für den Kontakt zu den Kreishand-werkerschaften in Kassel und Fulda erhalten. Die zweite Hälfte der Handwerkstelle teilen sich Ute Göpel (Meissner), Ralf Weidner (Hanau) und Peter Grohme (Waldeck-Frankenberg / Marburg / Schwalm).
Den Kontakt zum Handwerk haben wir in der Vergangenheit über die direkte Ansprache bei den Kreishandwerkerschaften und über den „Beirat von Handwerk und Kirche“ gehalten.
Der Beirat und der Kontakt zu den Kreishandwerkerschaften sollen erhalten bleiben.
Um stärker in den Regionen Kontakte zu halten und es den Handwerkern leichter zu machen sich zu beteiligen, möchten wir etwas ändern. Wir schlagen deshalb vor, dass sich interessierte Handwerker und Handwerkerinnen aus den Regionen direkt als Kontakt-personen mit uns vernetzen.
Das Interesse seitens der Handwerker an solch zeitintensiven Treffen hat sehr stark nachgelassen. Der Beirat besteht aus aktiven Handwerkern und trifft sich unregelmäßig nach Einladung im Haus der Kirche in Kassel. Wir möchten - dem Charakter unseres Referates entsprechend - mit den Kontaktpersonen stärker in der Region und vor Ort zusammenkommen. Wir hoffen, damit Handwerker und Handwerkerinnen ansprechen zu können, die die Arbeitsgemeinschaft Handwerk & Kirche gut finden und mitgestalten wollen, solche, für die der Aufwand sich im Beirat zu engagieren zu groß war, Handwerker die vor Ort mit uns und über ihre Anliegen reden.
Dieses Jahr wird auch wieder ein Handwerksgottesdienst in Waldeck-Frankenberg stattfinden. Termin und Ort stehen fest, weitere Informationen folgen.
Save the date: Samstag 07. Dezember 19:00 Uhr in der Martinskirche zu Vöhl
Zahlreiche Handwerker aus der Region waren der Einladung der Kreishandwerkerschaft Marburg-Biedenkopf, der Fachstelle Handwerk der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und der Evangelischen Kirchengemeinde Wetter gefolgt.
VertreterInnen von Handwerk, Kirche und Gewerkschaft haben die Bedeutung von Tariflöhnen betont. Neben einer guten Qualifizierung und Würdigung durch Vorgesetzte zähle die Tarifbindung zu den wichtigsten Kriterien für gute Arbeit, sagte die Leiterin Handwerkspolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Anna Dollinger, am Freitag in Lüneburg.
Allerdings fielen im Handwerk nur noch 30 Prozent der Beschäftigungen unter die Tarifbindung, kritisierte sie. Das Handwerk könne bei der Sinnhaftigkeit der Arbeit punkten, weniger jedoch mit Blick auf Einkommen und Arbeitsintensität. Dollinger sprach bei einer Bundestagung der Arbeitsgemeinschaft "Handwerk und Kirche".
Der Vorsitzende der evangelischen Arbeitsgemeinschaft, Dieter Vierlbeck, warnte vor einem weiteren Aufweichen. Er betrachte mit großer Sorge, dass es immer weniger tarifgebundene Betriebe gebe. In der Folge müssten zunehmend Diskussionen über einen Mindestlohn oder eine Mindestausbildungsvergütung geführt werden.
Bei der Tagung zum Thema "Wertschätzende Personalführung" warnte auch der Lüneburger evangelische Regionalbischof Dieter Rathing davor, dass immer mehr Menschen das Gefühl hätten, mit ihrem Anliegen oder ihrer politischen Meinung kein Gehör mehr zu finden. Wichtig sei eine Wertschätzung von Menschen unabhängig von ihrer Leistung.
Quelle: www.epd.de
Durch ihre Präsenz vor Ort sind Handwerk und Kirche in langer Tradition verbunden. Wir halten diese Verbindung lebendig und stärken die Menschen im Handwerk in ihrer besonderen wertege-bundenen Art des Wirtschaftens.